Die längste Sockenleine der Welt
Die Buchhändlerin Miriam Cahannes, Veronika Hug, Susanne Oswald und ihr Mann Bernd Oswald wollen den aktuellen Rekord von 35'500 selbstgestrickten Socken an einer Wäscheleine knacken.
Diese Socken sollen nach dem Event an die Kältebusse in Kiel, Flensburg und Hamburg und entsprechende Einrichtungen in der Schweiz gespendet werden. Zu diesem Anlass haben sie den Verein «Sockenweltrekord» gegründet.
Mit dem Weltrekordversuch wollen sie das Thema Obdachlosigkeit an die Öffentlichkeit bringen, Verständnis wecken und gemeinsam die Welt um mindestens 36’000 Paar Socken wärmer und freundlicher machen.
Bist du dabei? Gestrickt werden darf natürlich ab sofort, aber der offizielle Anstrick findet beim Swiss Yarn Festival (SYF) 2026 statt. Dann wird ein Jahr lang gestrickt und beim SYF 2027 findet dann der Weltrekord-Versuch statt.
Wie kommt man denn auf so eine Idee, Susanne Oswald?
Angefangen hat es ganz harmlos beim Swiss Yarn Festival 2025 und vor dem ersten Kaffee. Miriam war in ihrer Funktion als Buchhändlerin dabei und hatte mich eingeladen, dort zu lesen. Als wir uns gerade zum Frühstück setzten, ging direkt vor dem Fenster der Frühsport los. Ich ulkte, dass ich ja sehr gerne mitturnen würde, aber … Ein Wort gab das andere und Miriam sagte irgendwann: «Dann läufst du eben einen Marathon, wenn du auf Platz 1 der Bestsellerliste stehst.» Ich hatte noch keinen Kaffee! Wenn man mich fragt, zählt das als vermindert zurechnungsfähig – mindestens. Und so antwortete ich mit einem leichtsinnigen: «Okay!»
Zwei Tassen Kaffee und ein gutes Frühstück später lachte Miriam noch immer und freute sich über ihren gelungenen Coup. Im Laufe des Tages brachte ich sie so weit, dass sie bereit war, mitzulaufen. Wir stellten uns vor, wie sie in der Schweiz und ich an der Nordsee – verbunden über WhatsApp – gemeinsam keuchten.
Unterhalten würden wir uns nicht können, so viel stand fest. So langsam machte sich bei uns beiden Nervosität breit. In was hatten wir uns da nur hineingeredet? Aber einfach alles als Scherz abtun? Diese Blöße wollten wir uns nicht geben. Während wir am Büchertisch standen, ging das Geplänkel weiter. Wir begannen zu handeln. 4,2 Kilometer? Wir reduzierten weiter. Wie wäre es mit 420 Metern? Wieso nicht 42 Meter statt 42 Kilometer?
Im folgenden Lachen schwang Erleichterung mit. Vielleicht kamen wir doch noch aus der Sache heraus? Kurze Pause, dann spann ich einen neuen Faden. «Eigentlich kann ich ja viel besser stricken als laufen. Wie wäre es denn mit einem Strickmarathon?», stellte ich die entscheidende Frage.
Der gedankliche Weg vom Marathon zum Weltrekord war schnell eingeschlagen. Und auch die Frage nach der Art des Weltrekordes hing nicht lange in der Luft. «Lass uns doch einen Sockenweltrekord machen – die längste Sockenleine mit selbstgestrickten Socken der Welt», schlug ich vor. Oder war es Miriam? Egal, wir hätten es auch gleichzeitig sagen können, es war fast greifbar.
Mitten im Trubel des Yarn Festivals, standen wir da und spürten, dass etwas Besonderes in der Luft lag. Ein paar hin und her geworfene Sätze später wussten wir, dass wir die vielen Socken nach dem Weltrekordversuch an Obdachlose spenden wollten. Dieser magische Moment bescherte uns Gänsehaut. Wir haben Veronika Hug und meinen Mann Bernd ins Boot geholt und tüfteln, planen, organisieren und stricken seither an unserer Idee. Immer das Ziel im Blick: Wir wollen einen Weltrekord schaffen und damit Aufmerksamkeit und warme Füße für die Menschen erreichen, die es wirklich nötig haben – Menschen ohne eigenes Zuhause.